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Und wieder ist es soweit: Helvetia, Sitzende Helvetia, gezähnte Helvetia – HELVETIA.
Spezial-Katalog eine wenig bekannte, umfangreiche und mit grössten Raritäten gespickte Sammlung
der „Sitzenden“ an.
Hervorzuheben ist dabei, dass es sich heute nicht um eine Sondersammlung postgeschichtlicher Art
handelt, mit Schwergewicht auf Stempeln, Tarifen, Destinationen und so weiter, sondern um eine
„klassische“, in dieser Art seit geraumer Zeit nicht mehr angebotenen „Traditionelle Sammlung“.
Bevor wir die Kollektion kurz durchblättern, wollen wir ein paar einführende Dinge hervorheben. In der
Weisung Nr. 68 der Post vom 7. August 1862 wurde in Aussicht gestellt, dass die ...“ Verwaltung neue
Frankomarken in Kurs setzen werde, „deren Ränder durchlöchert sind“ so dass die Marken leichter
getrennt werden können und dass zum Schutz gegen Fälschungen der aufwendige Seidenfaden im
Papier der „Strubelmarken“ durch ein Kontrollzeichen ersetzt werde. Die neuen Marken waren gezähnt
und der Seidenfaden im Papier war durch einen Vorläufer des Wasserzeichens ersetzt worden.
Eine weitere oft vernachlässigte Neuerung betraf die Landesbezeichnung. Das Markenbild trägt zum
ersten Mal jenen Namen, der bis zum heutigen Tag die Briefmarken unseres Landes kennzeichnet:
HELVETIA. Woher aber kam der Name?
Nahe liegt die Verbindung mit dem Namen der Helvetier. Dieses keltische Volk, in unserem Mittelland
und in Süddeutschland heimisch, spielte kurz vor Christi Geburt und mit einigem Auf und Ab noch einige
Jahrhunderte eine Rolle in Mitteleuropa, nicht zuletzt durch seine Verwicklungen mit dem Römischen
Reich und den dazu gehörenden Kriegen Ab dem Beginn des 500Jh. geriet der dieses Volk in
Vergessenheit und verschwand von der Landkarte, beziehungsweise wurde von den Alamannen
aufgesogen.
Erst im 18. und 19. Jahrhundert taucht der Name HELVETIA vermehrt in unserem Raum auf, und zwar
Bedeutung behalten hat. Zwei Jahre nach der Gründung der Eidgenossenschaft erhielt die HELVETIA
ihre endgültige, landesumfassende Bedeutung durch ihr Abbild auf den neuen eidgenössischen
Münzen. Zuerst als „Sitzende“ dargestellt, die dann auch als Vorbild „unserer“ Briefmarke von 1862 diente,
wurde sie 1874 und 1875 durch eine „Stehende“ abgelöst. Die Briefmarken folgten diesem Beispiel 1882.
Eine sonderbare, gar amüsante Ergänzung sei erlaubt. Während der Beratungen unserer Kommission
unter dem Präsidium des Basler Banquiers Speiser, wurde an dem Entwurf Antoine Bovys, Médailleur
aus Genf, unter vielem anderen bemängelt ... „ ferner würde es dem erforderlichen Anstande besser
entsprechen, wenn die Brust und die unteren Körpertheile nicht so sehr ausgeprägt wären“. Kaum ein
Dutzend Jahre später schrieb der Oberpostkontrolleur Fuchs an den Graveur Riess in München am
möchte sich ein etwas vollerer Busen besser ausnehmen ...“. Das war vor über 150 Jahren.
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